Zehn Feldhasen pro Quadratkilometer
Derzeit leben in Deutschland im Durchschnitt zehn Feldhasen pro Quadratkilometer. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler und Jäger, die für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) zwei Mal jährlich die Feldhasenbestände in über 350 Referenzgebieten ermitteln. Nach besonders guten Hasenjahren von 2004 bis 2006 haben die Bestände damit das Niveau der ersten Zählung im Jahr 2002 erreicht. „Populationsschwankungen sind normal. Man muss jetzt sehr genau beobachten, wie sich die Bestände weiter entwickeln, langfristige Trends lassen sich mit Daten aus zwölf Jahren noch nicht ermitteln“, sagte Wildbiologe Dr. Daniel Hoffmann, der im Präsidium des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV) das WILD-Projekt betreut. Die Intensivierung der Landwirtschaft sowie die stetig anwachsende Fläche an Mais und anderen Energiepflanzen zur Biogasverwendung könnten zu einem Gefährdungspotenzial für den Feldhasen und andere Niederwildarten wie das Rebhuhn werden, betonte der Wissenschaftler.
Eine Auswertung von WILD-Daten der Jahre 2004 bis 2009 aus Rheinland-Pfalz zeigt beispielsweise, dass sich der Anbau von Mais auf immer größeren Feldeinheiten nachteilig auf die Feldhasenbesätze auswirkt. Diese Ergebnisse lassen sich auch auf andere Bundesländer übertragen. Die Maisanbaufläche hat sich laut Deutschem Maiskomitee von 15.000 Quadratkilometer (2000) auf 25.600 Quadratkilometer (2012) erhöht. Oftmals wird nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz artenreiches Grünland in Energiemaisflächen oder in Hochleistungsgrünland mit zahlreichen Mähterminen umgewandelt. Die Gefährdung der biologischen Vielfalt verschärft sich somit weiter.
„Darf der Artenschutz im Kielwasser der Energiewende und des immer höheren Energieverbrauchs untergehen?“, fragt Dr. Daniel Hoffmann. Nicht nur Jäger sehen darin große Probleme, auch Ornithologen weisen bereits seit Jahren auf die Kehrseite „sauberer“ Energien hin. Der DJV fordert daher Artenschutzstrategien für alle Arten der Feldflur, wobei mehr ökologische Vorrangflächen mosaikartig und mit möglichst großer Frequenz in der gesamten Republik vorhanden sein müssen. Damit hasenfreundliche Blühstreifen in der Agrarlandschaft entstehen, muss allerdings ein finanzieller Ausgleich für die Landwirte erfolgen.
Beeinflusst wird die Feldhasenpopulation durch einen Faktorenkomplex aus Witterung, Lebensraum und Fressfeinde. Der ursprüngliche Steppenbewohner benötigt strukturreiche Lebensräume mit Feldhecken, Ackersäumen und Brachflächen, die eine Vielzahl an Kräutern als Äsung und Deckung bietet. Fressfeinde des Feldhasen wie der Fuchs setzen dem Feldhasen zu und verstärken die negativen Effekte von Lebensraumverschlechterung und extremen Witterungsereignissen. Daher fordert der DJV eine effektive Fangjagd, die Lebensraum verbessernden Maßnahmen in hohem Maße unterstützen kann. „Die Kombination aus Lebensraumgestaltung und Raubwildbejagung bietet ein wirkungsvolles Werkzeug, um unsere Niederwildarten zu schützen. Verantwortungsvoll widmen sich die Jägerinnen und Jäger Deutschlands damit dem gesetzlichen Hegeauftrag“, sagte Dr. Hoffmann. Dies spiegele sich auch in einer zurückhaltenden Bejagung des Feldhasen wider.
Seit zehn Jahren werden im Rahmen von WILD auf Initiative der Landesjagdverbände die Feldhasenbesätze in ausgewählten Zählgebieten Deutschlands systematisch erfasst. Geschulte Jäger führen die Zählungen jeweils im Frühjahr und Herbst ehrenamtlich in ihren Revieren durch. Dabei werden entlang festgelegter Fahrrouten bei Dunkelheit die Felder mit Scheinwerfern abgeleuchtet und die Wildtiere gezählt. Anhand der Daten kann die Entwicklung der Besatzdichten sowie der jährliche Hasenzuwachs ermittelt werden.
Weitere Informationen zum WILD-Projekt gibt es im Internet unter: www.jagdverband.de/wild
Quelle: Deutscher Jagdschutzverband e.V. (DJV)
27. März 2013